Auswandern nach Norwegen


Skandinavien >>> Specials >>> Auswandern nach Norwegen

Die Norweger gehören zu den glücklichsten Menschen der Welt und der Wohlstandsindex ist der höchste aller Länder. Zusammen mit der beeindruckenden Natur, dem guten Schulsystem und der Vereinbarkeit von Familie und Beruf sind das sehr gute Argumente, um nach Norwegen auszuwandern. Doch was ist zu tun, wenn der Traum in die Realität umgesetzt werden soll? Hier sollen die wichtigsten Schritte dazu erläutert werden.

Zunächst einmal sollte man in einer ruhigen Stunde in sich gehen und darüber nachdenken, ob Auswandern wirklich das Richtige ist. Vielleicht ist ein Praktikum, ein Sabbatical, ein Auslandssemester, ein Forschungsaufenthalt, ein Au-Pair-Aufenthalt oder einfach eine längere Reise eher das, wonach man sucht? Eine Auswanderung vorzubereiten und tatsächlich auch durchzuführen ist ein langwieriges und nicht ganz einfaches Vorhaben - doch es kann sich lohnen!

Informationen und Erfahrungen sammeln


Zunächst ist es wichtig, so viele Informationen über seine neue Wunschheimat zu sammeln wie möglich. Urlaube sind zwar schön und gut, sie vermitteln aber kaum einen Eindruck vom Alltag im Land und wie es ist, dort dauerhaft zu leben, nicht nur in der schönsten Zeit des Jahres. Das Internet hilft natürlich ungemein weiter, in Foren, auf den offiziellen Seiten der Städte und Gemeinden und durch Blogs kann man viel erfahren. Optimal ist es, wenn man schon einige einheimische Norweger kennengelernt hat, die Informationen aus erster Hand geben können. Das alles ist wichtig, um informierte Entscheidungen über sein zukünftiges Leben treffen zu können, denn Auswandern ist viel mehr als nur ein verlängerter Urlaub!

Sprache lernen


Viele Norweger sprechen Englisch und so kann man sich recht gut verständigen. Norwegische Sprachkenntnisse sind jedoch unbedingt notwendig, um sich dauerhaft zu integrieren und wohlzufühlen, denn nur wenn man unbeschwert mit anderen Leuten kommunizieren kann, fühlt man sich auch wohl.

Es gibt viele verschiedene Möglichkeiten die Norwegisch zu lernen. Zum Einstieg kann man sich in der örtlichen Stadtbücherei kostenlos Lernsoftware und Bücher ausleihen, um die ersten Wörter und Sätze zu lernen. Im Internet gibt es auch zahlreiche kostenlose und kostenpflichtige Angebote, um erste Erfahrungen zu sammeln. Der nächste Schritt ist der Besuch eines Kurses in der Volkshochschule. Dort kann man für relativ wenig Geld einmal wöchentlich Übungen besuchen und kann sich so über mehrere Wochen eine solide Grundlage schaffen, die einem schon viel weiterhilft. Der Vorteil der Volkshochschule ist, dass die Kurse oft abends oder am Wochenende stattfinden und sie sich gut in den Alltag integrieren lassen. Dafür dauert es seine Zeit, bis sich die Sprachkenntnisse aufgebaut haben. Teurer, aber dafür kompakt sind Kurse bei Sprachschulen. Dort kann man in kurzer Zeit einen guten Lerneffekt erzielen. Wichtig ist es, die Sprache aktiv anzuwenden und sich am besten täglich damit zu beschäftigen. Ein Tipp für Leute, die schon die Grundlagen des Norwegischen beherrschen, ist es, sich die Seite einer norwegischen Tageszeitung als Startseite am Computer einzurichten. So lernt man, die verschiedensten Texte zu lesen und bekommt gleich noch das aktuelle Geschehen im Lieblingsland mit. Über das Internet kann man auch norwegische Radiosender empfangen und damit sein Hörverständnis verbessern. In Norwegen selbst gibt es auch Volkshochschulen und andere Einrichtungen, die Sprachkurse für Ausländer anbieten. Manche Arbeitgeber zahlen ihren ausländischen Mitarbeitern auch Kurse bei Sprachschulen, bei denen man recht schnell Fortschritte machen kann.

Bis man so gut Norwegisch spricht, dass man praktisch alles verstehen und sagen kann, vergehen durchaus zwei Jahre oder mehr. Man braucht keine Hemmungen zu haben, seine Sprachkenntnisse einfach anzuwenden, niemand nimmt es einem übel, wenn man Fehler macht. Die Norweger freuen sich vielmehr, wenn jemand versucht, ihre nicht ganz einfache Sprache zu lernen.

Aufenthaltserlaubnis, Arbeitserlaubnis, Staatsbürgerschaft


Für die Einreise nach Norwegen ist ein deutscher Personalausweis zunächst ausreichend. Ein Reisepass wäre jedoch besser, wenn man den Kontakt mit Behörden sucht, den diese erkennen den Personalausweis oft nicht an. Jedes Kind, welches mitreist, braucht dann auch einen eigenen Reisepass, der Eintrag in den elterlichen Pass reicht nicht.

Wer sich als Ausländer mehr als 90 Tage in Norwegen aufhalten möchte, braucht eine Aufenthaltserlaubnis. Der Antrag sollte am besten schon kurz nach der Einreise bei der örtlichen Polizeidienststelle gestellt werden. Wer in Norwegen arbeiten möchte, braucht selbst dann eine Aufenthaltserlaubnis, wenn er oder sie weniger als 90 Tage dort bleibt. Diese Erlaubnis muss beim Norwegischen Zentralamt für Ausländerfragen (Utlendingsdirektoratet, UDI) gestellt werden. Auf der Internetseite der Behörde unter http://www.udi.no/Norwegian-Directorate-of-Immigration/ werden Informationen auch in deutscher Sprache zur Verfügung gestellt und man kann sein Gesuch online registrieren. Nach der Registrierung bekommt man einen Termin bei einer örtlichen Polizeidienststelle oder bei einem Konsulat, um die notwendigen Unterlagen einzureichen. Auch bei der norwegischen Botschaft in Deutschland, in Berlin, kann ein Antrag für eine Aufenthaltserlaubnis gestellt werden. Zu beachten ist, dass für Dokumente in deutscher Sprache eine englische oder norwegische Übersetzung vorgelegt werden muss, sonst kann der Antrag nicht bearbeitet werden.

Es gibt verschiedene Arten der Aufenthaltsgenehmigung, grundsätzlich unterschieden werden die für Fachkräfte und die für ungelernte Kräfte. Es macht auch einen Unterschied, ob man bereits eine Arbeitsstelle in Aussicht hat oder nicht. Wer zwar eine Fachkraft mit einem gelernten Beruf ist, aber noch keine Arbeit hat, bekommt sechs Monate Zeit, um sich im Land eine Arbeit zu suchen. Ein Nachweis, dass man genug eigenes Geld hat, um diese Zeit zu überbrücken, muss geliefert werden. Für Studenten, Angestellte von Non-Profit-Organisationen und Forscher gelten ebenfalls eigene Bedingungen, über die man sich auf der oben genannten Seite im Detail informieren kann. Die Dauer der Aufenthaltserlaubnis hängt von der Art der Arbeit bzw. Beschäftigung ab, der man in Norwegen nachgehen möchte. Vor Ablauf der Bewilligungsdauer kann in der Regel ein neuer Antrag gestellt werden.

Die Voraussetzungen für eine permanente Aufenthaltserlaubnis, die nicht erneuert werden muss, sind folgende:

- Kontinuierlicher Aufenthalt über eine Dauer von 3 Jahren mit einer gültigen Aufenthaltserlaubnis (kontinuierlich heißt z. B., dass in den letzten drei Jahren nicht mehr als sieben Monate außerhalb Norwegens verbracht worden sein dürfen)
- Nachweis von mindestens 250 Stunden Unterricht in den Sprachen Norwegisch oder Sami sowie mindestens 50 Stunden Unterricht in Sozial- und Landeskunde bei einer anerkannten Unterrichtsstätte
- eine kriminelle Vergangenheit kann zu einer Ablehnung des Antrags oder einer Verschärfung der Auflagen führen
- rechtzeitige Beantragung der Erlaubnis, noch während eine befristete Aufenthaltserlaubnis besteht (2-3 Monate vor Fristablauf)

Der Antrag wird ebenfalls online gestellt und man bekommt automatisch einen Termin zugewiesen, um die notwendigen Dokumente bei der Polizei oder der Botschaft einzureichen, wie bei der befristeten Aufenthaltserlaubnis auch. Bei der Beantragung der permanenten Erlaubnis gibt es einige Details zu beachten, die auf der Internetseite des UDI nachgelesen werden können. Ausnahmen von den oben genannten Bedingungen gibt es z. B. für Personen, die sich schon viele Jahre in Norwegen aufhalten oder einen norwegischen Partner heiraten. Ausführliche Informationen stehen in englischer Sprache unter http://www.udi.no/Norwegian-Directorate-of-Immigration/Central-topics/Permanent-Residence-Permit/How-do-I-apply-for-a-settlement-permit/ zur Verfügung.

Schule, Ausbildung, Studieren & Arbeiten


Schulabschlüsse und berufliche Abschlüsse und Erfahrungen, die eine Person in Deutschland erworben hat, werden in der Regel in Norwegen anerkannt. Die professionelle Übersetzung von Zeugnissen, Abschlussurkunden und anderen Qualifikationsnachweisen ist hier zielführend.

Um in Norwegen Arbeit zu finden, bietet die Internetseite der norwegischen Arbeitsagentur Orientierung (https://www.nav.no/workinnorway/). Dort kann man nach offenen Stellen suchen oder selbst ein Gesuch aufgeben. Wie in Deutschland auch werden viele Stellen in Zeitungen oder in Online-Stellenbörsen angeboten. Initiativbewerbungen sind ebenfalls möglich, denn auch in Norwegen ist der verdeckte Stellenmarkt groß. Wer erfolgreich eine Arbeit gefunden hat, legt seinem Arbeitgeber ein Formular vor, in dem er das Beschäftigungsverhältnis bestätigt, dies ist wichtig für die Aufenthaltsgenehmigung.

Wer die ersten Schritte für die Auswanderung getan hat, indem der Entschluss gefasst und die Aufenthaltsgenehmigung beantragt ist, geht es darum, eine Unterkunft zu finden, den Umzug zu organisieren und die Hürden des Alltags zu meistern.

Immobilien mieten & kaufen



Wer noch keine unbefristete Aufenthaltsgenehmigung hat, sollte sich überlegen, welche Form des Wohnens am Anfang die Beste wäre. Eine Unter- oder Zwischenmiete oder eine WG sind zunächst mit weniger Formalitäten und Verpflichtungen verbunden als eine eigene Mietwohnung oder der Kauf von Eigentum. In Norwegen ist der Anteil der Eigentumswohnungen und -häusern höher als in Deutschland, die Leute kaufen sich eher etwas, als dass sie langfristig mieten. Daher ist der Markt von Mietwohnungen auch etwas kleiner. Es kann also sinnvoll sein, sich für den Anfang eine einfache Unterkunft zu nehmen und dann vor Ort Ausschau nach einer schönen Bleibe für die Dauer zu halten.

Um eine Unterkunft zu finden, hilft die Suche auf der Internetplattform www.finn.no. Die Erfahrung zeigt, dass sich auf ein nettes Gesuch, vielleicht sogar mit Foto, oft mehrere Vermieter melden, die sich die Arbeit einer eigenen Anzeige sparen wollen. Für die Vermieter ist es einfacher, sich unter den Suchanzeigen einen sympathischen Mieter auszuwählen. Weitere Tipps für Wohnungsanzeigen sind lokale Zeitungen oder auch deutsche Immobilienportale.

Wer sich gleich ein Grundstück kaufen möchte, sollte wissen, dass die Grunderwerbssteuer in Norwegen bei 2,5 % liegt und der Grundbucheintrag ca. 1700 NOK kostet. Hinzu kann evtl. noch eine Maklergebühr in Höhe von mehreren Prozent des Kaufpreises kommen, je nachdem wie der Kaufvertrag zustande gekommen ist. Die Immobilienpreise liegen im Süden Norwegens und in der Nähe von Städten höher als im Norden und in sehr abgelegenen Regionen.

Der Umzug


Zu der Frage, ob man seinen Hauptwohnsitz im Ausland und einen Nebenwohnsitz in Deutschland haben kann, sei gesagt, dass eine Wohnung oder ein Haus in Deutschland automatisch als Hauptwohnsitz gilt, wenn keine zweite Wohnung an einem anderen Ort innerhalb Deutschlands gemeldet ist. Man kann also den mit einem Wohnsitz verbundenen finanziellen Pflichten (z. B. GEZ) nicht entgehen, wenn man eine Wohnung in Deutschland behält. Es wäre auch möglich, den Wohnsitz bei einem Familienmitglied zu melden, wo man vielleicht übernachtet, wenn man sich in Deutschland aufhält oder wo einige Sachen untergestellt sind. Dann kann man dort noch Post empfangen. Melderechtlich ist dies möglich, die steuerrechtlichen Konsequenzen der Wohnsitznahme sind im Einzelfall zu prüfen.

Wer seinen Umzug professionell mit einer Spedition durchführen lassen will, sollte vorher die Preise vergleichen. Die Kosten hängen vor allem von der Fahrtstrecke und dem Volumen des Umzugsguts ab. Die Spedition sollte unbedingt Erfahrung mit Umzügen nach Norwegen haben, damit die Zoll- und Mautformalitäten reibungslos abgewickelt werden. Detaillierte Informationen über die Einfuhrbedingungen für Güter nach Norwegen sind auf den offiziellen Seiten des Landes unter folgenden Links zu finden:

http://www.toll.no
http://www.visitnorway.com/de/Uber-Norwegen/Wissenswertes-fur-die-Reiseplanung/Vor-der-Reise/Zollbestimmungen/
http://www.norwegen.no/travel/zoll/zollbestimmungen/#.Ur3HA_vz_2o

Auch die Einfuhr von Haustieren unterliegt bestimmten Bedingungen. Privat dürfen maximal 5 Tiere nach Norwegen eingeführt werden. Hunde und Katzen müssen einen Mikrochip implantiert haben und gegen Tollwut geimpft sein. Eine Wurmkur muss erfolgt und im EU-Heimtierausweis eingetragen sein. Auch viele Pferdebegeisterte zieht es nach Norwegen. Um ein Pferd einführen zu dürfen, muss seine Gesundheit von einem Tierarzt schriftlich bestätigt sein. Wer sein Auto von Deutschland nach Norwegen mitbringen möchte, muss beachten, dass bei einer unbefristeten Einfuhr 25 % Mehrwertsteuer auf den deutschen Zeitwert des Autos sowie eine einmalige Gebühr fällig werden. Soll das Auto nur für eine Dauer von maximal einem Jahr eingeführt werden, werden keine Zoll- und Steuerzahlungen fällig.

Ist der Umzug erst einmal abgeschlossen und die neue Bleibe bezogen, sollte man sich bei der örtlichen Poststelle registrieren lassen. So kommen auch Briefe an, die nicht korrekt adressiert sind. Deutsche, die dauerhaft im Ausland leben, können sich bei der Deutschen Botschaft des Landes anmelden, müssen dies jedoch nicht tun.

Lebenshaltungskosten


Die Lebenshaltungskosten sind in Norwegen höher als in Deutschland, auch wenn die individuellen Kosten natürlich von verschiedensten Faktoren abhängen, z. B. ob man ein Auto oder Kinder hat, welche Versicherungen man benötigt und wie man wohnt. Die Löhne dort sind allerdings den Lebenshaltungskosten angepasst, sodass man seinen gewohnten Lebensstandard in der Regel auch nach dem Umzug von Deutschland nach Norwegen beibehalten kann, wenn man eine geeignete Arbeitsstelle gefunden hat. In Norwegen ist es allerdings üblich, dass in einem Zweipersonenhaushalt auch beide Partner arbeiten. Mit einem Einkommen zwei erwachsene Personen zu versorgen, ist dort viel schwieriger. Was die Kosten für Konsumgüter betrifft, sind vor allem Genussmittel wie Alkohol und Zigaretten sowie das Restaurantessen kostspiegeliger als in Deutschland.

Wer in Norwegen arbeitet, zahlt auch automatisch in die Sozialkassen ein und kann selbst Leistungen wie Arbeitslosengeld, Elternzeitgeld, Kindergeld, Rente und medizinische Hilfe beanspruchen. Es werden in der Regel nur kleine Eigenanteile fällig, denn die höheren Steuern, die in Norwegen auf viele Güter und Dienstleistungen erhoben werden, finanzieren das vorbildliche soziale Sicherungssystem des Landes. Die unmittelbaren Familienangehörigen, also Ehepartner und Kinder, profitieren ebenfalls von den Leistungen, wenn man selbst durch die Arbeit in die Kassen einzahlt.

Ein guter Tipp für alle Fragen des Alltags ist das Portal www.justlanded.com. Auf dieser Plattform können sich Auswanderer zu allen wichtigen Fragen austauschen und es werden eine Menge aktueller Informationen geboten.

Ein Schulabschluss und eine Berufsausbildung sowie eine gute Verbindung zu Familie und Freunden sind die beste Grundlage dafür, in Norwegen Arbeit zu finden, seinen Alltag zu meistern und für sich selbst sorgen zu können. Wenn nicht alles nach Plan läuft, man arbeitslos wird, einen Unfall hatte oder sich von seinem Ehepartner trennt, hilft der Staat in Norwegen seinen Bewohnern. Auch wenn Familienzuwachs erwartet wird oder die Kinder einen Kindergarten und die Schule besuchen, bekommt man staatliche Unterstützung in Form von Sozialleistungen.

Die Sozialleistungen werden durch Steuern und Abgaben finanziert, die den Arbeitnehmern monatlich vom Gehalt abgezogen werden. Die Höhe des Abzugs beträgt 7,8% vom Bruttoeinkommen. Die Arbeitgeber tragen ebenfalls einen Anteil bei. Wer kein Einkommen hat, muss nicht in die Kasse einzahlen, kann aber trotzdem Leistungen in Anspruch nehmen, es gilt also das Solidaritätsprinzip. Im Prinzip ist jede Person, die in Norwegen lebt und/oder arbeitet, automatisch in der folketrygden versichert. Etwas anders ist es, wenn man von seinem deutschen Arbeitgeber nur für eine bestimmte Zeit entsendet ist, um in Norwegen zu arbeiten. Wer unbefristet oder befristet ausschließlich in Norwegen arbeitet, ist auf jeden Fall in das soziale Sicherungssystem eingeschlossen. Wird die Arbeit abwechselnd in Deutschland und in Norwegen ausgeübt, ist die Rechtslage komplizierter, meist wird der Arbeitgeber sich dann für seinen Mitarbeiter um die Angelegenheiten der Sozialversicherung kümmern. Wie viel Arbeitslosengeld, Krankengeld und Rente jemand erhält, ist grundsätzlich von seinem Einkommen und seiner Beschäftigungsdauer abhängig.

Anspruch auf Arbeitslosengeld


Einen Anspruch auf Arbeitslosengeld erwirbt man, indem man in Norwegen steuerpflichtig gearbeitet und einen Mindestsatz verdient hat, der jährlich angepasst wird. Wer dafür noch nicht lange genug in Norwegen ist, kann in Deutschland beantragen, dort erworbene Ansprüche zu berücksichtigen und das "deutsche" Arbeitslosengeld in Norwegen ausbezahlt zu bekommen. Wichtig ist es, sich beim Arbeitsamt zu melden, wenn man arbeitslos ist. Dort bekommt man die Anträge auf die Arbeitslosenunterstützung und Hilfe bei der Stellensuche. Manchmal weist das Amt einem auch Arbeit zu, genau wie in Deutschland. Die Höhe des Arbeitslosengeldes bemisst sich nach dem vorherigen Einkommen, es gibt jedoch eine Auszahlungsgrenze, die nicht sehr üppig bemessen ist.

Krankenversicherung & Pflegeversicherung



Alle in Norwegen lebenden Personen haben Anspruch auf eine ärztliche Behandlung und einen Krankenhausaufenthalt. Man muss sich nicht bei einer Krankenkasse anmelden, die Krankenversicherung gilt automatisch für alle in Norwegen lebenden Personen.

Bei Arztbesuchen wird immer ein Eigenanteil fällig, vor allem bei Zahnarztbesuchen kann er sogar den vollen Behandlungspreis umfassen. Die Praxisgebühr beträgt mindestens 15 Euro, außerhalb der regulären Öffnungszeiten sowie bei Fachärzten kann die Gebühr noch deutlich höher liegen. Medikamente müssen auch immer mindestens zu einem drittel selbst bezahlt werden, das gleiche gilt für Brillen. Von allen Zuzahlungen befreit sind Kinder unter 7 Jahren sowie Schwangere. Für einen Krankenhausaufenthalt über mehrere Tage wird keine Zuzahlung fällig. Erreicht man durch die Zahlung der Eigenanteile einen Betrag von ca. 1500 NOK, wird man den Rest des Jahres von Zuzahlungen befreit. Dies schützt chronisch kranke Menschen vor zu hohen finanziellen Belastungen. Zu beachten ist die Hausarztregelung. Wer krank ist, besucht zunächst seinen Hausarzt, der dann ggf. eine Überweisung zu einem Facharzt ausstellt. Wer direkt zu einem Facharzt geht, muss einen höheren Eigenanteil zahlen.

Krankengeld erhält der Arbeitnehmer zunächst vom Arbeitgeber, danach wird das Geld aus der Sozialversicherung gezahlt. Es bemisst sich nach der Einkommenshöhe.

Pflegeleistungen sind durch die Sozialversicherung mit abgedeckt, sobald eine Hilfsbedürftigkeit vorliegt, vergleichbar mit den "Pflegestufen" in Deutschland. Für eine Grundversorgung muss also keine spezielle Pflegeversicherung abgeschlossen werden. Eine stationäre Pflege ist kostenlos möglich, wenn Kapazitäten frei sind, was nicht immer der Fall ist. Hilfsmittel für Pflegebedürftige und chronisch Kranke werden gezahlt.

Privatversicherungen


Für den Abschluss von Kfz-, Haftpflicht-, Hausrat- und Unfallversicherungen ist jeder selbst verantwortlich und kann frei zwischen den Anbietern wählen. In Norwegen bekommt man Rabatt, wenn man mehrere Versicherungen bei einem Anbieter abschließt. Wer einem Automobilclub oder einem Berufsverband beitritt, kann darüber günstige Versicherungen abschließen.

Schwangerschaft & Kinder


Frauen, die ein Kind erwarten, können 12 Vorsorgeuntersuchungen kostenlos in Anspruch nehmen. Bei einer komplizierten Schwangerschaft wird die komplette Betreuung und Behandlung übernommen. Die Hebamme spielt während der Schwangerschaft eine wichtige Rolle, sie führt die meisten der Untersuchungen durch.

Mutterschaftsgeld bekommen Frauen, die in den Monaten vor der Geburt einer Arbeit nachgegangen sind. Sie bekommen entweder für 42 Wochen das volle Entgelt oder für 52 Wochen 80 % des Entgeltes der letzten Tätigkeit. Es ist vorgesehen, dass der Vater des Kindes davon 4 Wochen als Erziehungsurlaub in Anspruch nimmt. Wer vor der Geburt nicht gearbeitet hat, bekommt auf Antrag einen einmaligen Zuschuss. Alleinerziehende erhalten zur finanziellen Unterstützung Kindergeld für ein Kind mehr, als sie tatsächlich haben. 3 Jahre lang kann man zudem eine weitere einkommensabhängige Unterstützung beantragen und bekommt zusätzlich Zuschüsse für Betreuungskosten.

Kinderkrippenplätze werden vom Staat großzügig bezuschusst, die Qualität der Betreuung dort ist sehr gut.

Rente


Das Rentenalter beginnt in Norwegen mit 67 Jahren. Es gibt eine Mindestrente, die an alle ausgezahlt wird. Rentenanspruch erhält man in Norwegen, nachdem man mindestens 3 Jahre lang dort gearbeitet und Sozialabgaben gezahlt hat. Rentenansprüche, die man in Deutschland erworben hat, bleiben bestehen und werden vom deutschen Staat bezahlt. Andersrum gilt dies genauso. Kehrt man also nach einigen Jahren in Norwegen nach Deutschland zurück, kann man in Deutschland Rente des norwegischen Staates beziehen, wenn man denn Ansprüche darauf erarbeitet hat. Diese Regelung gilt für alle EU-Bürger.

Kleiner Exkurs zum norwegischen Schulsystem


Wie eingangs schon angedeutet ist eine gute Schulbildung wichtig, um später eine finanziell auskömmliche Arbeit zu finden. Norwegen hat eines der besten Schulsysteme der Welt, wie die bekannte PISA-Studie schon mehrmals bestätigt hat. Wer zusammen mit seinen Kindern auswandern möchte oder in Norwegen Kinder bekommt, kann sich also sicher sein, dass sie in den dortigen Schulen gut aufgehoben sind. Zudem ist der Schulbesuch Teil des Sozialsystems und somit völlig kostenfrei.

Die Schulpflicht dauert in Norwegen 10 Jahre, mit 6 Jahren werden Kinder eingeschult. Die Grunnskole besteht aus der Primarstufe und der Sekundarstufe, so dass die Kinder bis zur Vollendung der Schulpflicht in der Regel nur eine Schule besuchen. Die Pflichtfächer sind die gleichen wie in Deutschland, die Wahlfächer unterscheiden sich von Schule zu Schule. Für die Jüngeren wird Nachmittagsbetreuung angeboten. Kinder mit Behinderungen werden nach Möglichkeit in die Regelschule integriert und bekommen dafür eine Betreuung zur Seite gestellt.

Die Videregående skole, die weiterführende Schule, führt zum Abitur oder zum Abschluss einer beruflichen Lehre mit Gesellenbrief. Schüler können aus einer Vielzahl von Fächern auswählen, die ihren Neigungen entsprechen. Sie belegen darin Grund- und Aufbaukurse, die sie auf ihren späteren Beruf vorbereiten und die zudem studienqualifizierend sein können. In Norwegen ist die Auswahl der Schulfächer also viel entscheidender für das spätere Studium oder den praktischen Beruf als in Deutschland, wo hauptsächlich die Durchschnittsnote zählt. In Oslo gibt es eine deutsche Schule, die einen Kindergarten, Grundschule, Mittelstufe sowie die Oberstufe anbietet. Zusätzlich gibt es eine Ganztagsbetreuung.

Norwegen hat eines der besten und umfangreichsten sozialen Sicherungssysteme der Welt, daher kann hier nur ein kurzer Überblick gegeben werden. Daher sei zum Schluss noch der sehr nützliche Ratgeber des Norwegischen Ministeriums für Arbeit und Soziales empfohlen, der gezielt deutsche Bürger über Leben und Arbeiten in Norwegen informiert: https://www.nav.no/Tysk/_attachment/805360437?=true&_ts=12baf418440.

Jetzt weißt du bescheid über die Planung der Auswanderung, die Aufenthaltsbestimmungen, weißt wie man eine Wohnung findet und welche Versicherungen man braucht. Nun liegt es an dir, pack die Koffer - wir sehen uns in Norwegen!